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VDW: Die EMO ist die richtige Plattform für AM

Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW
„Die EMO ist die richtige Plattform für AM“

„Die EMO ist die richtige Plattform für AM“
Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW. Bild: VDW
Die EMO Hannover ist als Weltleitmesse der Metallbearbeitung ein wichtiges Innovationsschaufenster. Neben der Digitalisierung rückt 2019 auch Additive Fertigung mit dem Gemeinschaftsstand „additive manufacturing circle“ in den Fokus der Messe. Die additive sprach mit Dr. Wilfried Schäfer, Geschäftsführer des VDW, darüber, welche Synergien es zwischen Metallbearbeitung und AM gibt.

Der Autor: Dr. Frank-Michael Kieß

additive: Auf der EMO wird es 2019 erstmalig den Gemeinschaftsstand „additive manufacturing circle“ geben. Was war die Motivation dafür?

Schäfer: Additive Manufacturing entwickelt sich rasant und wird immer häufiger auch für die Metallbearbeitung eingesetzt. Große und/oder anspruchsvolle Kundenbranchen wie Automobil- und Flugzeugindustrie oder die Medizintechnik fragen diese Technologie nach und entwickeln auch immer mehr Teile, die sich nur mit additiven Verfahren herstellen lassen. In Verbindung mit Leichtbau bietet dies enorme Möglichkeiten der Gewichts- und damit auch der Treibstoffeinsparung.

Nachteile wie hoher Zeitbedarf bei der Herstellung eines Werkstücks, fehlende Materialien, die für den Einsatz geeignet sind, oder notwendige Nachbearbeitung relativieren sich zunehmend. Es wird intensiv geforscht und bereits an Konzepten gearbeitet, wie Additive Manufacturing in die Serienfertigung eingebunden werden kann. Die EMO Hannover als das Innovationsschaufenster par excellence ist deshalb natürlich wie keine andere Plattform geeignet, die enormen Fortschritte in diesem Bereich zu thematisieren.

Können Sie schon etwas zu Konzept und
Inhalt verraten?

Schäfer: Große Anbieter von Anlagen zur generativen Fertigung präsentieren sich ohnehin als Einzelaussteller auf der EMO Hannover. Der „additive manufacturing circle“ bietet darüber hinaus Firmen aus der gesamten Prozesskette der additiven Fertigung eine attraktive Möglichkeit, sich ebenfalls an der EMO zu beteiligen. Dabei sprechen wir nicht nur kleinere Systemanbieter an, sondern auch Firmen aus den Bereichen Software, 3D-Scan, Materialien und Produktionsdienstleister. Insbesondere die Dienstleister sind für viele Kunden der erste Schritt, um in die Technologie einzusteigen.

Die EMO ist in erster Linie eine Zerspaner-Messe. In welchen Bereichen sehen Sie Anknüpfungspunkte für den 3D-Druck? Haben die klassischen Zerspaner einen Nachholbedarf bei der additiven Fertigung?

Schäfer: Nachholbedarf haben sie sicher nicht. Wir haben AM, wie wir kurz sagen, immer als Ergänzung zu den so genannten konventionellen Verfahren der Metallbearbeitung gesehen. Die meisten AM-Bauteile benötigen eine Nachbearbeitung. Das Verfahren ist somit immer Teil einer Fertigungslinie. Viele Maschinenhersteller integrieren daher AM in ihr Portfolio, wenn es passt, oder bauen sich damit ein weiteres Standbein auf. Andere integrieren das Verfahren in ihre Maschinen und kombinieren es mit konventionellen Bearbeitungsverfahren. Es hat Vorteile für die Kunden, wenn sie ein Werkstück in einer Maschine mehr oder weniger fertig bearbeiten können. Die Strategien sind unterschiedlich.

Vor zweieinhalb Jahren hat der VDW eine Studie herausgegeben mit der Aussage, weniger als 1 Prozent der konventionellen Verfahren zur Metallbearbeitung würden in den kommenden fünf bis sieben Jahren durch additive Verfahren ersetzt. Der 3D-Druck entwickelt sich rasant weiter. Würden Sie daran festhalten oder die Situation neu bewerten?

Schäfer: Auch wenn sich der Markt für AM weiterhin hervorragend entwickelt, gehen wir nach wie vor davon aus, dass dies in den kommenden Jahren keine Bedrohung für die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie darstellt. Vielmehr werden sich die Verfahren gegenseitig ergänzen, beispielsweise durch die Integration von AM in bestehende und neue Prozessketten sowie hybride Maschinenkonzepte.

Die Prognose in der VDW-Studie beruhte außerdem auf der Worst-Case-Annahme für die klassische Werkzeugmaschine, nach der der Markt für Anlagen zur additiven Fertigung von Metallbauteilen jährlich um 50 Prozent wächst und zudem jede substituierte Maschine eine Maschine aus Deutschland ist. Unter diesen Voraussetzungen ergab sich eine Nachfrageverschiebung von unter einem Prozent für die Grobbearbeitung bei gleichzeitig leichten Zuwächsen für die Fertigbearbeitung. Nun hat das Wachstum im vergangenen Jahr zwar erstmals die 50-Prozentmarke überschritten. Jedoch ist fraglich, ob dies andauert. Wir behalten die Entwicklungen natürlich genau im Auge. Gegebenenfalls muss die Situation von Zeit zu Zeit neu bewertet werden.

Viele Werkzeugmaschinenhersteller investieren in additive Technologien oder Hybridmaschinen. Wird 3D-Druck in Zukunft zum Standardrepertoire gehören, wie beispielsweise das Erodieren? Oder wird der 3D-Druck eine Herstellerbranche für sich bleiben?

Schäfer: Es wird dort zum Standardrepertoire gehören, wo es passt, entweder zum bestehenden Angebot oder zur Unternehmensstrategie, wenn beispielsweise neue Kundenbranchen angesprochen werden sollen, bei den Kunden Entwicklungen im Gange sind, die sich eher mit additiven als mit zerspanenden Verfahren realisieren lassen oder ein Unternehmen ein weiteres Standbein aufbauen will.

Hat der VDW Konzepte, um seinen Mitgliedern Knowhow rund um die neue Technologie nahezubringen, beziehungsweise in die Ausbildung hineinzutragen?

Schäfer: Der VDW konzentriert sich zusammen mit der Nachwuchsstiftung Maschinenbau darauf, Lehrer an Berufsschulen und Ausbilder in den Betrieben weiterzubilden, damit sie ihren Schützlingen auch beim Thema AM etwas beibringen können. Seit etwa zwei Jahren bieten wir Workshops und Fortbildungen an, die sich etwa mit der Konstruktion von Bauteilen und Baugruppen mit CAD-Software beschäftigen, mit Material- und Maschinenkunde, Bearbeitungsstrategien, dem Einsatz einer Slicer-Software zur Vorbereitung des 3D-Drucks oder der Fertigung von Prototypen. Die Nachfrage ist mittlerweile so groß, dass es Wartelisten für die Veranstaltungen gibt. Deshalb haben wir unser Angebot ausgeweitet auf zwei- bis dreitägige Workshops allein zum Thema Rapid Prototyping. Es findet mittlerweile auch auf unserer mobilen Lernplattform MLS statt. Im Hinblick auf die Teilnovellierung der Metall- und Elektroberufe zum 01. August dieses Jahres gilt es nunmehr, unsere Angebote auf die dort neu hinzugekommene Zusatzqualifikation ,Additive Fertigungsverfahren‘ zu optimieren.

Arbeiten Sie mit dem entsprechenden VDMA-Fachverband zusammen? 

Schäfer: Der Fachverband Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik ist zu 50 Prozent in die Leitung der Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing eingebunden. Über den europäischen Werkzeugmaschinenverband Cecimo vertritt er außerdem die Interessen der AM-Hersteller auf europäischer Ebene.

Deutschland ist neben Japan die technologisch führende Werkzeugmaschinennation. Wie bewerten Sie die Wettbewerbssituation beim 3D-Druck? Sind wir da schlechter aufgestellt?

Schäfer: Keineswegs! In den generativen Fertigungsverfahren mit Metall haben wir die Nase vorn. Nach allem was wir wissen, bieten japanische Hersteller dies kaum an. Allerdings verschiebt sich auch in Japan der Fertigungsbedarf in den Unternehmen weg vom Prototypenbau für Endteile und Werkzeuge hin zur additiven Serienfertigung. Im Vergleich zu Europa hinkt die Entwicklung jedoch hinterher, denn viele japanische Unternehmen warten noch ab. Ernsthaftes Interesse zeigt sich allenfalls in der Automobilindustrie, die das Potenzial von ADM, also Additive Design and Manufacturing, ausloten.

VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken)
www.vdw.de

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