Das Unternehmensnetzwerk Innonet Kunststoff setzt nach der Coronapause sein erfolgreiches 3D-Druck-Event „3D-Serie“ fort: Fünf Präsentationen unter Moderation von Prof. Steffen Ritter von der Hochschule Reutlingen zogen Ende Mai knapp 40 Teilnehmer in die Innonet-Heimat Plastics Inno-Centre im Horber Innovationspark zur Veranstaltung „Additive Fertigung – von der individuellen zur industriellen Anwendung“.
Die Veranstaltung sollte einen Überblick über den aktuellen internationalen Stand anhand konkreter Beispiele von „Trendsettern“ aus der Industrie geben und Auslöser für eine freundschaftlich-kontroverse Diskussion geben. Neben den Innonet-Partnern Borgware, cirp und dem internationalen Player 3D Formtech Oy aus Finnland präsentierte sich auch das netzwerkexterne Unternehmen 3D Industrie. Highlight war die Live-Präsentation des Holimaker, bei der nostalgische Gedanken in Richtung der Arburg C4 aufkamen, die 1960 Grundlage des geschäftlichen Erfolges des Unternehmens war.
Additive Fertigung: Megatrend in der Industrie
Binnen kürzester Zeit haben sich neue Technologien und Prozesse entwickelt, die an der Schwelle zur Massenfertigung stehen. Prof. Ritter lieferte einen einleitenden Überblick und stellte die einzelnen 3D-Verfahrenstechniken mit dem von ihm entwickelten Field Guide vor. „Die Technologie steht im Vergleich zu anderen Produktionsverfahren noch am Anfang. Hinsichtlich der möglichen Materialien und Prozesse, insbesondere für qualitativ hochwertig reproduzierbare Teile, wird die Zukunft noch viel bringen“, so Ritter.
Als erster Referent stellte Toni Järvitalo von 3D Formtech Oy aus Finnland dar, dass Metall- und Kunststoffdruck immer näher aneinanderrücken und dass gerade in dieser Hinsicht übergreifende Dienstleistungsangebote notwendig sind. „Eine vorausschauende Planung von Design und Material kann zu signifikanten Kosteneinsparungen führen“, so Järvitalo, der zudem überzeugende Anwendungsbeispiele präsentierte.
Technikkind mit Potential
Unisono bestätigten alle Referenten, dass die 3D-Welt gegenüber den herkömmlichen Herstellprozessen wie Blechbearbeitung, spanende Metallverarbeitung sowie Metallguss und der später entstandenen Kunststoff-Spritzgusstechnik ein relativ junges „Technikkind“ sei, bei der ein enormes Zukunftspotential in den Händen der aktuellen und künftigen Anwender liegt!
Entscheidend für eine erfolgreiche Integration von 3D-Druck-Verfahren in die Unternehmenskonstellation ist jedoch die Kenntnis der verschiedenen Verfahren und deren Vor- und Nachteile untereinander und gegenüber herkömmlicher Produktionsverfahren. Aktuelle Technologien und Geräte sind funktionsfähig und können die Ansprüche an 3D-gedruckte Produkte durchgehend erfüllen. „Die Herausforderung wird die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit mit Schwerpunkt Produktionsgeschwindigkeit, Nachhaltigkeit, Umwelt- und Ressourceneffizienz sein“, so Alexander Brock von der cirp GmbH, der die Ergebnisse der langjährigen Forschungsarbeit seines Unternehmens anhand anschaulicher Anwendungsbeispiele darstellen konnte.
Anwender ohne 3D-Druck-Kenntnisse können schnell scheitern
Unternehmen, die in ihrer Produktion und Produktentwicklung 3D-Technologien aufzunehmen planen, ist dringend anzuraten, sich auf Spezialisten zu konzentrieren, die die bisherigen Prozesse mit aktuellen Materialien beherrschen und zu einer kontinuierlichen Qualität bringen können. „Alleine können Anwender ohne tiefgreifende Kenntnisse an den Möglichkeiten des 3D-Druckes schnell scheitern“, betonte Johannes Lutz von der 3D Industrie GmbH.
Wichtig ist insbesondere, den vollständigen Prozess von Design-for-3D, Auswahl der Drucktechnologie, Integration von Konstruktionsparametern wie Produktfunktionalität, Leichtbau sowie nachgelagerte Veredlungsprozesse wie Reinigen, Schleifen, Wärmebehandeln, Refining- und Oberflächentechnik in eine Gesamtbetrachtung zu integrieren. Gerade bei den nachgelagerten Prozessen können mehr als 60% der Teilekosten entstehen. Klar ist, dass es für erfahrene 3D-Druckanwender heute Komplettlösungen für Design, Drucktechnologie, Nachbereitung und Finishing gibt. Die Ausführungen konnte Rudolf Kurz von der Borgware GmbH mit einschlägigen Beispielen verdeutlichen.
Holimaker live in Aktion
Zum Schluss der Veranstaltung und beim gemeinsamen Networking wurde erstmals in Deutschland eine Live-Vorführung des Holimaker im Plastics Inno-Centre durchgeführt. Vivien Salamone, Miterfinder und -gründer des französischen Start-ups „HoliMaker“, begeisterte die Teilnehmer mit einer professionellen Demonstration der technischen Möglichkeiten seines manuellen Spritzguss- und Recyclinggerätes – mit Unterstützung von Udo Eckloff, der die Projektberatung und Import der Geräte in Deutschland übernimmt.
Dabei waren die anwesenden Unternehmen angetan von den Möglichkeiten des Systems in Produkt- und Prozessentwicklung zu integrieren. Automatische Temperatursteuerung, manuelle Einspritz- und Nachdruck der Schmelze sowie einfache Handhabung des Systems überzeugten die Audienz insbesondere auch im Bereich der Kleinfertigung. (kf)